Vielen Dank für die freundliche Vorstellung und für die Einladung überhaupt,
hier wieder einmal auftreten zu dürfen.
Es ist mir ein besonderes Vergnügen, weil dieses Thema ja doch sozusagen ein Thema ist,
das mehrere Fächer umgrabt.
Ich spreche ja eigentlich nicht als Fachphilosoph, sondern als Philosophiehistoriker und muss
mich notgedrungen, und habe das mit Hilfe einiger Kollegen gemacht, in andere Gebiete wie die
Medizingeschichte oder in die Medizin einarbeiten.
Es geht um das Thema der Tod des René Descartes.
Ich habe das ausführlicher behandelt in dem Buch Der rätselhafte Tod des René Descartes,
das auch bei mir für 14 € erworben werden kann.
Im Buchhandel kostet es 2 € mehr.
Ich beginne jetzt mit dem Vortrag.
Ich lese zunächst einen Text für Aussempolog dieses Buches.
Es war eine kleine, nur aus Katholiken bestehende Trauergemeinde, die am Nachmittag des 12.
Februar 1650 in Stockholm, dem Sarg, folgte, der dann gegen 4 Uhr auf dem Friedhof für
die ungetauften Kinder in die Erde gesenkt wurde.
Auf diesem Friedhof wurden auch Angehörige anderer Konfessionen als die der schwedischen
Staatsreligion des Luthertums beigesetzt.
Getragen wurde der Sarg des berühmten Toten von Marcial Chanu, dem ältesten Sohn des
französischen Botschafters in Stockholm, sowie von drei Angehörigen der Botschaft.
Wäre es nach der schwedischen Königin Christina gegangen, dann hätte René Descartes, dessen
sterbliche Hülle hier ihre Vorerstletzte Ruhe finden sollte, einen Grab neben den schwedischen
Königen und neben Angehörigen der schwedischen Adelsgeschlechter in einer der großen Kirchen
Stockholms in der Riddarholmskirche erhalten.
Aber von diesem Plan hatten einer der Sekretäre der Botschaft Jacques Bilin und danach der
Botschafter Pierre Chanu selbst die Königin abbringen können.
Schließlich hatte Descartes sein Leben als Katholik beendet, und eine Bestattung in einem
protestantischen Gotteshaus wäre sicher nicht im Sinne des Verstorbenen gewesen.
Das hatte auch die Königin einsehen müssen.
Das ist der Friedhof, der heute in der Mitte des Stockholmer Cities liegt, auf dem Descartes
zunächst beigesetzt wurde.
Auf dem selben Friedhof liegt übrigens auch Olaf Palme.
Aber ich fahre in dem Prolog fort.
Gestorben war Descartes am 11. Februar 1650 gegen 4 Uhr früh im Hause des Botschafters
Chanu.
Die Bemühungen des zweiten Leibarztes, der Königin, den diese schon bald nach Ausbruch
der Erkrankung zu Descartes geschickt hatte, konnten den tödlichen Verlauf der Krankheit
ebenso wenig wenden wie die liebevolle Sorge, die Madame Chanu und der Botschafter selbst
dem Kranken hatten angedeihen lassen.
Bei der Krankheit, die Descartes nach nur zehn Tagen dahin gerafft hatte, handelte es sich,
so die dann verbreitete Erklärung, um eine Lungenentzündung, ein Leiden, das auf zwei
Wochen zuvor schon den Botschafter selbst getroffen hatte.
Aber in Stockholm hielten sich nach dem Tode des französischen Philosophen Gerüchte nicht
eine Lungenentzündung, sei die Ursache von Descartes Tod gewesen, sondern er sei vielmehr
das Opfer einer Vergiftung geworden.
Schließlich hatte der Kranke selbst, der in der Medizin nicht unbewandert war, wenige
Tage vor seinem Tod ein Brechmittel verlangt, bei einer Vergiftung ein angezeigtes Heilmittel,
nicht aber bei einer Lungenentzündung.
Aber er sollte ein Interesse daran haben, an Descartes einen Giftmord zu verüben.
Und wer hätte dazu überhaupt die Möglichkeit gehabt?
Presenters
Prof. Dr. Theodor Ebert
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:55:40 Min
Aufnahmedatum
2010-02-04
Hochgeladen am
2018-05-02 15:39:20
Sprache
de-DE
Als der französische Philosoph René Descartes am 11. Februar 1650 in Stockholm stirbt, gibt es schon bald Gerüchte, er sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern vergiftet worden. Vorgestellt wird eine knappe Zusammenfassung des Buches Der rätselhafte Tod des René Descartes" (Aschaffenburg 2009). Lassen die Berichte, die es über Krankheit und Tod Descartes" gibt, eher eine Vergiftung (mit dem damals häufig verwendeten Gift Arsenik) erkennen, oder sprechen sie für eine Erkältungskrankheit als Todesursache? Aber wer könnte dann überhaupt ein Motiv und die Möglichkeit haben, an Descartes einen Giftanschlag zu verüben? Und hat der mögliche Mord etwas mit dem späteren Übertritt der schwedischen Königin Christina, die Descartes an ihren Hof eingeladen hatte, zur Papstkirche zu tun? Spannende Fragen, auf welche der Vortrag eine Antwort zu geben versucht.